Nach unserer letzten Erfahrung in Schottland (24 Tage Schottland per Mietwagen) konnte es rein wettermäßig in Wales eigentlich nur besser werden. Um es vorweg zu nehmen, es gab tatsächlich keinen nennenswerten Regen. Lediglich an den Tagen mit Quartierwechsel und längeren Fahrstrecken ging der ein oder andere Schauer nieder. Temperaturen um die 20 Grad und jeden Tage Sonne, das muss man auf der Insel erst mal schaffen.
Galeriefotos?
Die meisten Fotos meines kurzen Berichts sind keine “Galeriebilder”, sondern zeigen einfach nur die Schönheit dieser Landschaft. Die Fotos wurden dann gemacht, wenn wir vor Ort waren. Es gab keine “Zielfotos”, bei denen ich durch lange Vorbereitung und Beobachtung zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Das sollte auch nicht die Erwartungshaltung bei einer Urlaubsreise sein. Wenn es zufällig mal passt, dann passt es und dann kann man sich einfach glücklich schätzen den Augenblick erwischt zu haben.
Wenn der Himmel entweder nur blau oder sehr trüb ist, kann es helfen, einen Bildschnitt zu wählen, der nur wenig oder keinen Himmel zeigt.
Wenn Gegenlicht und Mittagssonne zusammen kommen, die Schatten also extrem hart sind, man aber trotzdem ein Foto machen möchte, ist eine spätere Umwandlung in ein s/w Variante oft ein guter Ausweg.
Unsere Route
Zur Vorbereitung habe ich diesmal für meine Verhältnisse relativ “grob” recherchiert, da es ja keine Fotoreise werden sollte. Wir haben uns schließlich für fünf Unterkünfte (gebucht über Airbnb) in der Nähe der verschiedenen Nationalparks entschieden. Vom Flughafen Manchester ging es mit dem Mietwagen zunächst Richtung Westen auf die Insel Anglesey.
Anglesey
Hier an der nördlichen Spitze von Wales geht es ein wenig beschaulicher zu als z.B. auf der Gower Halbinsel. Fotografische Ziele waren zwei Leuchttürme und eine verlassene Kupfermine. Einer der beiden Leuchttürme liegt auf einer Halbinsel, die man am besten bei Ebbe aufsuchen sollte, da sonst der Rückweg aufgrund der Tiede nicht mehr sicher genug ist. Diese Situation sollten wir noch häufiger antreffen. Der zweite Leuchtturm ist dafür umso einfacher zugänglich. An beiden “Spots” waren wir zeitweise allein. Das wäre in anderen Ländern und an fotografisch derart interessanten Orten mit Sicherheit anders. Ein weiterer Grund dieses kleine Land noch einmal zu besuchen.
Weniger bekannt sind die Hügel rund um Parys Mountain. Eine verlassenes Kupfermine, deren Hänge in den unterschiedlichsten Farben schillern. Man kann das Gebiet durch ein Netz von Wanderwegen großzügig erkunden und erhält immer wieder faszinierende Einblicke in die Täler.
Ein Skurilität hat Anglesey auch zu bieten. Das Städtchen mit dem längsten Ortsnamen der Welt. Wem die ohnehin kläglichen Versuche die walisischen Ortsnamen auch nur annähernd richtig auszusprechen noch nicht reichen, der kann es mal mit “Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch” versuchen.
Mit viel Vorfreude ging es weiter in den ersten Nationalpark auf unserer Route.
Snowdonia Nationalpark
Dieser ca. 2000 km² große Nationalpark im bergigen Nordwesten von Wales ist auch der ersternannte der drei walisischen Nationalparks. Auf den Straßen, die sich durch die Berge schlängeln ist oft reger Verkehr. Auch im September, wenn noch Wandersaison ist kommt man rund um das Städtchen Betws-y-Coed, das ein touristischer Hauptort in der Gegend ist, nur schleppend voran.
Neben dem berühmtesten und zugleich höchsten Gipfel Mount Snowdon (1085m) gibt es noch zahlreiche andere sehr eindrucksvolle Orte. Den Mount Snowdon haben wir natürlich “mitgenommen”, hatten jedoch auf dem Gipfel nur ca. zwei Minuten ein wenig Sicht. In Anbetracht der walisischen Übersetzung von “Yr Wyddfa”, was „das Grab“ bedeutet, haben wir uns diesmal für die Fahrt mit der Snowdonia Railway auf den Gipfel entschieden…ist ja Urlaub 🙂
Die zahlreichen Wasserfälle haben wir nicht besucht, da diese sehr überlaufen waren und für mich footgrafisch nicht unbedingt an erster Stelle standen.
Ein wenig Abseits der großen Parkplätze für die unzähligen Wanderrouten wird es dann auch schnell ruhiger und man kann sich ausgiebig der Landschaftsfotografie widmen. Viele Seen, Flüße und eine sehr rau wirkende Landschaft prägen das Bild des Snowdonia National Parks.
Pembrokeshire Coast National Park
Auf die schroffen Küsten von Pembrokeshire hatte ich mich im Vorfeld schon gefreut. Und die Freude sollte anhalten, denn dort konnte ich einige Fotos machen, die ich mir so oder so änhlich vorgestellt hatte. Bekannt ist dieser Landstrich neben den vielen Brutkolonien zahlreicher Seevögel durch den ca. 300km langen Pembrokeshire Coast Path, der nur an der Küste entlang geht.
Da die Seevögel und vor allem die Papageientaucher auf Skomer zu dieser Jahreszeit nicht mehr anzutreffen sind hatten wir mehr Zeit für die atemberaubenden Aussichten von den Steilküsten und Wanderungen an den kilometerlangen und -breiten Stränden. Zahlreiche Buchten, deren Zugänge teilweise etwas abenteuerlich sind und die zerklüfteten Felslandschaften bieten unzählige Möglichkeiten der Bildkomposition. Bei auflandigem Wind und der dadurch entstehenden Gischt ist das Fotografieren mit verschiedenen Filtern sehr mühsam. Gerade noch abgewischt legt sich innerhalb von Sekunden wieder ein Schleier aus Salz und Wasser auf die Scheiben. Man sollte auch hin und wieder einen Blick auf den Wasserstand haben, wenn man nicht komplett durchnässt wieder zum Ufer zurück kommen möchte.
Nach solchen Fotosessions ist also erst mal “Werkzeug” und Klamotten reinigen angesagt. Bei meinem nächsten Walesbesuch wird dieser Park meine “Basis” sein um einige Buchten noch einmal zu besuchen.
Da wir nun wieder an der Küste waren stand natürlich auch ein weiterer Leuchtturm auf dem “Programm”. Die felsige Umgebung des Strumble Head Ligthouse weckten Erinnerungen an den Neist Point auf der Isle of Skye in Schottland. Strumble Head liegt nicht direkt im National Park ist aber einen Abstecher Richtung Norden wert. Wie anfangs erwähnt habe ich nur grob geplant. So musste leider ein Besuch der Elug Stucks und der Green Bridge of Wales entfallen. Diese imposanten Felsformationen waren tagsüber nicht erreichbar, da die Zufahrt nur über eine Straße in militärischem Sperrgebiet möglich ist. Die Sperrung wird erst gegen 17.00 Uhr aufgehoben….das passte dann wieder nicht in die weitere Planung. Weiter an der Küste entlang ging es zu einer weiteren Halbinsel.
Gower Peninsula
Weiter in Richtung Süden und Richtung der Hauptstadt Cardiff nahmen wir unser vorletztes Quartier in Beschlag. An das Postkartenwetter mit durchgehend blauem Himmel hatte sich auch weiterhin nichts verändert. Gerade am Wochenende ist um den Ort Swansea und Mumbles richtig was los. Mit den Three Cliffs, dem Wormshead und zahlreichen Stränden sind auf kleinem Raum viele eindrucksvolle Fotospots zu finden. Die Three Cliffs sind jedoch nur bei Ebbe über den Strand zu erreichen, da dieser bei Hochwasser komplett in den Fluten verschwindet.
Ein weiteres “must see” ist der Wormshead. Eine Landzunge, die sich vor der Rhossili Bay ins Meer erstreckt. Oben auf den Klippen wacht die Küstenwache mit Ferngläsern…das sollte einem schon zu denken geben. Der “Weg” zum Ende der Landzunge führt bei Ebbe über den sehr schroffen und quer vertiefenden Meeresboden. Man läuft über einen Teppich aus Muschelschalen und Schneckengehäusen. Aufgrund der Gezeiten sollte man schon recht zügig voran kommen, was bei den Motiven sehr schwer fällt. Da wir jedoch, bedingt durch die Tiede, am frühen Nachmittag dort waren, konnte ich mich fotografisch zügeln. Verpasst man das auflaufende Wasser, so kommt man definitv nicht mehr an Land. Bei einem Zeitfenster von ca. 4h ist die Tour jedoch unproblematisch. Die Seehunde, die man von dort oft sehen kann, haben sich leider nicht gezeigt.
Brecon Beacons National Park
Der dritte Nationalpark war unsere letzte Station auf der Wales Tour. Meist deutlich sanfter als in Snowdonia sind hier die Hügellandschaften, ein wenig Auenlandatmosphäre kommt da auf. Zahlreiche Wasserfälle mit unaussprechlichen Namen wie Sgwd-yr-Eira oder Sgwd Isaf Clun-gwyn prägen den südlichen Teil des Nationalparks. Kommt man in die Region des Pen y Fan (886 m) wird es wieder deutlich schroffer. Eine Fahrt durch die Black Mountains sollte man in jedem Fall einplanen, da man von der Strecke sehr schöne Ausblicke festhalten kann.
Ein Highlight war der Besuch einer Fütterungsstation für Rotmilane. Die Vögel kommen von weit her um etwas von der täglichen (wirklich täglichen) Fütterung abzubekommen. Da ich die Örtlichkeiten nicht kannte war es schwierig, sich vorher zu positionieren um “DAS” Foto machen zu können. Als das Spektakel losging waren ca. 80 Vögel am Himmel, die sich in einem für mich und dem Autofokus der Kamera undurchsichtigem Gewusel auf die Beute am Boden stürzten.
Ich habe dann lediglich ein paar Flugfotos machen können und beschlossen, nicht weiter durch den Sucher zu gucken. Diese Station ist auf jeden Fall einen zweiten Besuch wert.
Motive satt für eine Fotoreise
Wie schon mehrfach angedeutet hat mich Wales sehr fasziniert. Der Strand von Marloes Sands, die wilden Küstenabschnitte im Pembrokeshire Coast National Park und die malerisch gelegenen Leuchttürme müssen im Rahmen einer Fotoreise noch einmal besucht werden. Eine andere Reisezeit, um auch einen Abstecher zu den Papageientauchern auf Skomer Island zu machen, ist auf jeden Fall ratsam. Wenn der ein oder andere Lust hat mich auf einer geführten fünf tägigen Tour nach Wales zu begleiten…ich freue mich über einen Kommentar 🙂
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo Helmut,
ich bin ambitionierter Naturfotograf aus der Nähe von Kiel und habe mit Begeisterung
gerade deinen Reisebericht gelesen.
Ist bei dir aktuell was in Planung hinsichtlich Wales?
Ich hätte großes Interesse. Evtl. kann ich noch ein paar weitere Mitfahrer „gewinnen.“
Freue mich auf deine Antwort.
Gut Licht, Alfred
Hi Alfred,
danke für Deinen Beitrag.
Eine Fotoreise nach Wales wäre sicher eine tolle Sache. Aktuell in Planung ist noch nichts, das ist logistisch immer etwas schwierig im Ausland. Eher ist Schottland erst mal in Planung 😉
Schöne Grüße,
Helmut
Hallo Helmut,
die Fotos sind wunderschön und machen tatsächlich Lust auf einen Besuch. Ist die geführte Reise schon in Planung, vor allem bezüglich des Termins?
Schönen Gruß
Helga
Hi Helga,
vielen Dank!
Ich bin dabei eine Reise zu planen…in einer Gruppe mit drei Personen. Mietwagen und Kurs sind inklusiv. Die Unterkünfte und Flug kämen dann dazu. Da ich gern die Papageientaucher mitnehmen würde, wird es evtl. Juni werden.
Genaueres kommt dann in den nächsten Wochen 🙂
Schöne Grüße,
Helmut